Dazwischen

Dazwischen oder Zwischen ist ein seltsames Wort!
Es dient der Beschreibung, das Da mit dem Dort, ein Objekt mit dem Anderen, oder eine Person mit der anderen, zu verbinden.
Inzwischen. Während ich dies oder das tue, passiert, etwas anderes, gewissermassen zwischen meinem eigenen Tun, meiner Realität (res, lat.=Sache, Ding).
Im Sprachgebrauch kennen wir dieses Wort zum Beispiel von „Zwischen Stühlen und Bänken sein“, negativ gemeint im Sinne von weder da noch dort dazugehörig zu sein. Oder „Zwischen Gut und Böse“, im Sinne von hin und hergerissen sein, zwischen Moral und Gefühl, (wobei ich hier einwerfen möchte, dass Nietsche das Böse zu einem Konstrukt christlicher Sklavenmoral erklärt hat, das die ursprüngliche Unterscheidung von gut und schlecht in gut und böse umgekehrt habe.)
In der „zwischenmenschlichen“ Beziehung wird sogar verdoppelt, weil das Wort „Beziehung“ auch das, was „Zwischen-den-Dingen-ist“ andeutet.
Wenn ich zwischen Peter und Maria sitze, erzeuge ich ein weiteres Dazwischen, eines nach lins und eines nach rechts.
Zwischen ist aber als solches nur eine Ahnung vom grossen Ganzen, es ist nicht erfassbar, wohl messbar, aber nur abstrakt, somit höchstens erfühlbar und in Bildern beschreibbar.
Die milde aber häufige Konzentration im Alltag auf dieses Wort könnte uns eine Fülle von lebensrettenden Erkenntnissen vermitteln in Hinblick auf den immer grösseren Materialismus und die daraus folgenden Abfallberge und die Verschmutzung und Zerstörung unseres eigenen Lebensraumes durch die zu starke Bezogenheit auf ausschliesslich den separatisierten Objekten, Menschen, Ereignissen.
Also: haltet euch doch mal auf in Zwischenräumen und auf Schwellen, probiert mal aus, zwischen Stühle und Bänke zu sitzen, legt euen Augenmerk in euren Beziehungen auf das, was zwischen euch passiert. Nur fühlen, erahnen. Schaut, was inzwischen passiert, oder passiert ist in eurem Umfeld. Zwischen ist nämlich hochinteressant!
In dem Sinne wünsche ich allen, die da vorbeikommen ein neues, spannendes, interessantes und verbindendes Jahr!
Hier als Geschenklein noch ein Gedichtlein:

Der Lattenzaun

Es war einmal ein Lattenzaun,
mit Zwischenraum, hindurchzuschaun.
Ein Architekt, der dieses sah,
stand eines Abends plötzlich da –
und nahm den Zwischenraum heraus
und baute draus ein großes Haus.
Der Zaun indessen stand ganz dumm,
mit Latten ohne was herum,
Ein Anblick gräßlich und gemein.
Drum zog ihn der Senat auch ein.
Der Architekt jedoch entfloh
nach Afri- od- Ameriko.

(Christian Morgenstern)

Felderforschung

Neulich habe ich das jüngste Werk von Hans-Peter Dürr gelesen. Er ist Atom- und somit Quantenphysiker, das eine löst das andere ab. Zumal er deutlich darauf hinweist, das schon das Wort „Atom“ als solches irgendwie nicht stimmt, da sich der Kern auf kleinstem Raum, keineswegs als materiell bezeichnen lässt.

Neue Wörter müssen für neue Erkenntnisse heran, so sollte zum Beispiel, meint er, das Wort Atom ersetzt werden, durch das Wort Passierchen oder Wirk, weil es sich efektiv um ein Geschehen handelt. Um eine Überlagerung von verschiedensten Wellen, eine Verdichtung, die sich für unser kurzes Dasein und der entsprechend kleinen Weltsicht als konstant, stabil also materiell darstellt. Soweit, so hoffe ich, so begriffen.

Ich muss rechtfertigenderweise einwenden, dass mich die theoretische Physik nicht mal nur NICHT interessiert hat, sie war mir zuwider. Das Herumjonglieren mit Formeln war von jeher nicht so mein Ding. Trockener Unterricht und langweilige, langwierige Erklärungen gaben der Hoffnung auf doch noch Warmwerden dafür den Rest.

Umso mehr erfreuen mich die weitaus spannenderen Ausführungen der Quantenphysiker, die jelänger desto mehr die alten Spiritualitäten bestätigen.

In seinem Buch versucht H.P.Dürr klar zu machen, dass die Prägung und Erziehung des Geistes zur totalen Engsichtigkeit für die ökologischen und sozialen Notwendigkeiten, ein entsprechendes Umgebungsbild, eine Realität ergibt.

Das heisst, wenn wir eine sehr materielle Vorstellung der Dinge haben, also ihre Griffbarkeit, ihre Begrifflichkeit im Lichtwinkel haben, auch unsere äussere Umgebung entsprechend materiell ausgerichtet wird und uns dann natürlich erscheint, so wie sie ist.

Würden wir, mal rein theoretisch, unser inneres Weltbild vom losgelöst einzelnen Ding, (res, lat. Ding, Sache, daraus auch Rea-lität!) , weg zu mehr Achtung der Zusammenhänge wenden, also nicht das einzelne Ding, sondern das Ding in seiner Beziehung zu anderen Dingen betrachten, würde unsere äussere Umwelt sich radikal verändern.

Schon längst haben die Entdeckungen aus der Quantenphysik unseren Alltag in vielen Bereichen übernommen..

Mobiltelefone, Computer, Mikrochips, etc. sind absolut normale Gebrauchsgegenstände geworden, die gar nicht mehr wegzudenken sind. Aus der ehemaligen Technik wurde moderne Technologie.

Regierungen und Gesellschaften funktionieren aber immer noch nach den alten physikalischen Gesetzmässigkeitsvorstellungen, das heisst wir denken und fühlen noch wie vor hunderte von Jahren. Deutlich weißt Dürr darauf hin, dass durch diese Kluft riesige ökologische, gesellschaftliche und soziale Probleme entstanden sind, die wir nicht mehr mit den alten, gängigen Methoden bewältigen können.

Ein Öffnen auf ökologischer und gesellschaftpolitischer Ebene für das neue, und doch so alte Wissen ist von Nöten! Quante heisst Feld.

Da muss man gar nicht so haargenau über die Quantenphysik im theoretischen Sinne Bescheid wissen, sie lässt sich für uns eher erfühlen und durch Kunst, Literatur und Philosophie erkunden.

Lasst uns unsere Felder wieder im Einklang mit der Erde einstimmen!

Wir brauchen dafür Humor, nicht Zynismus. Hoffnung, nicht schulterzuckender Fatalismus.

Menschliche Kommunikation, nicht hetzerisch-seperatisierende Hassparolen.

Lustvolle Neugier, nicht resignierter Egoismus.

Der einzige, ja wirklich der einzige Grund der uns hindert, endlich richtige Menschen mit all den gottgebenen und so lange Zeit ungenutzten Qualitäten zu werden, ist die Angst.

Angst entsteht aus der Entwurzelung von der natürlichen Umwelt und dem Verlust des Glaubens an sich selbst, oder besser, an seine Seele.

Meine Tochter hat dazu nur gemeint: Ich will auch endlich mal fliegen!