Lebenstempo

„Die äusserst schnellen gesellschaftlichen Veränderungen zwingen uns auf allen Ebenen bis hin zum Schulsystem zu reagieren und uns darauf einzustellen.“ Solcherlei hört man letzte Zeit immer häufiger. Die Frage ist nur, auf welche Weise. Durch Wirtschaftsorientiertheit im Kindergarten? Wettbewerb und Erfolgsdenken bis in die untersten Stufen? Optimierung des Rohstoffs „Mensch“? Wie stehts mit den wirklich dringend nötigen Optimierungen von Empathie, Herzintelligenz, und nebst globaler Ausnutzung, globaler Unterstützung der Rasse „Mensch“?

Im gleichen Tempo wächst der Müllberg, sterben Tier- und Pflanzenarten aus, schwinden die Ressourcen „Öl“,und „Wasser“ auf der Welt und da wäre noch die leidige Klimaerwärmung. Reagiert wird aber im Moment nur, in dem noch mehr unnötig Ressourcen verbraucht werden und dies in verschwenderistem Masse von wenigen Privilegierten, welchen ein grosses Heer von unterernährten Menschen, die trotz harter Arbeit kaum ihre Familien ernähren können, gegenüberstehen. Hierzulande macht man sich eher Sorgen, ob man wiedermal weniger essen oder sich mehr bewegen soll.

Wer macht denn das Tempo? Die Evolution? Die hockt irgendwo herum und langweilt sich, in der Hoffnung, einmal echt zum Zuge zu kommen, und das volle menschliche Potential ausschöpfen zu dürfen.Wir halten uns gefangen in dem wir schulterzuckend im Säugetier-, öfters auch im Reptilverhalten verweilen, statt es uns untertan zu machen. Wir machen stattdessen die äusseren Tiere untertan, oder rotten sie aus, in dem wir ihren Raum und ihre Lebensqualität wegnehmen. Wir lassen ihn ja unseren Kindern auch nicht. Immer früher greift die Welt des Erwachsenen in das arglose, fantasievolle Spiel des Kindes ein, nur weil der Erwachsene vergessen hat, dass die Entwicklung des Gehirns auch nur so schnell vonstatten geht, wie es dafür ein jahrmillionenaltes Program gibt. Der Intellekt kann da der Natur zum Trotz meinen, ganz eigene, störrische Wege gehen zu können.

Ich habe als Kind mal eine Geschichte gelesen, die mich heute noch beschäftigt. Sie ist eine nette Metapher für die narzistischen, egoistischen Verhaltensweisen, die die (be)herrschenden Staubsaugergesellschaften auszeichnen. Hier ist sie:

Es war einmal eine Kartoffel, die lag noch tief in der Erde. Sie wusste, dass sie etwas ganz besonderes war. Viel besonderer als die Kartoffeln um sie herum, die träge und zufrieden mit sich und ihrem Leben vor sich hinreiften. Sie wollte etwas erreichen in ihrem Kartoffelleben, sie wollte zum Papst nach Rom! Sie wollte die würdige Ernährung auf seinem Teller sein! Dieser Gedanke liess sie nicht mehr los. Sie musste einen Weg finden, so schnell wie möglich nach oben zu gelangen! Sie drückte mit aller Kraft und es gelang ihr mit all ihrem Kartoffelwillen, sich Stück für Stück nach oben zu arbeiten. Als sie endlich oben angekommen war, erblickte sie die Sonne und war hingerissen. Sie konnte nur immer wieder ins Licht schauen, und war glücklich. Nach einer Weile färbte sich ihre Haut zu einem wundervollen Violett und sie war stolz. Das ist die richtige Farbe für meinen Besuch! Grade als sie anfing zu überlegen, in welche Richtung sie sich ihren Weg weiterdrücken wollte, schliesslich wollte sie auf den Teller des Papstes, kam der Bauer vorbei.Er sah die Kartoffel, bückte sich und hob sie auf. „Ja!“ jubelte die Kartoffel, man hat mich entdeckt!“ Der Bauer schaute die Kartoffel skeptisch an. „Schon wieder diese Frühlinge! „ murmelte er. „Diese blöden violetten Kartoffeln versauen mir noch die Ernte, die kriege ich doch so nie los!“ Er warf die Kartoffel in einen Sack mit anderen violetten Kartoffeln und rief: „Naja, die Schweine wird’s freuen!“

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